Wer ist Satoshi Nakamoto?

Wer ist Satoshi Nakamoto?

Wer ist Satoshi Nakamoto?

Alle Jahre wieder glaubt jemand herausgefunden zu haben, wer hinter Bitcoin stecken soll. So auch jetzt wieder. Erst vor wenigen Wochen hat der US-amerikanische Fernsehprogrammanbieter HBO einen Dokumentarfilm namens «Money Electric: The Bitcoin Mystery» veröffentlicht. Dieser Film soll die wahre Identität von Satoshi Nakamoto endlich aufgedeckt haben. 

Diese neuste vermeintliche Aufdeckung folgt auf bereits vergangene Enthüllungsversuche. Der prominenteste davon stammt aus dem Jahr 2014. Damals glaubte das US-amerikanische Nachrichtenmagazin «Newsweek», mit Dorian Nakamoto, einem 64-jährigen kalifornischen Ingenieur, der ursprünglich mit Vornamen Satoshi geboren war und diesen erst später zu Dorian änderte, den wahren Bitcoin-Erfinder gefunden zu haben. Wie später herauskam, bestritt er jegliche Verbindungen zu Bitcoin.

Warum aber hat Satoshi Nakamoto seine Identität nie preisgegeben und wie ist es im digitalen Zeitalter überhaupt möglich, dass man diese noch nicht aufgedeckt hat? Immerhin ist Bitcoin heute ein weltweit bekanntes Phänomen und besitzt einen Marktwert von weitaus über einer Billion US-Dollar. Das wäre ja, wie wenn man den CEO von Apple, Nvidia oder Microsoft nicht kennen würde. 

Vergleich Microsoft vs. Bitcoin

 

Unsichtbar im Digitalzeitalter

In der Tat bleibt Satoshi Nakamoto selbst bis heute ein Rätsel. Unter diesem Pseudonym wurde am 31. Oktober 2008 das bahnbrechende Bitcoin-Whitepaper veröffentlicht. Seine letzten öffentlichen Worte stammen vom 12. Dezember 2010, und seine letzte bekannte persönliche E-Mail versandte er am 26. April 2011. Seither herrscht völliges Schweigen – keine weiteren Nachrichten, keine Hinweise.

Auffällig ist, wie geschickt Nakamoto es geschafft hat, seine wahre Identität zu verschleiern. Er hat niemals persönliche Details über sich preisgegeben und vermied es, eine digitale Spur zu hinterlassen. Berichten zufolge nutzte er mehrere Geräte, Betriebssysteme und IP-Adressen, um sicherzustellen, dass kein eindeutiger digitaler Fussabdruck entsteht. Verschlüsselungs- und Anonymisierungstechniken wie VPNs oder das auf weltweit verteilten Servern basierende Tor-Netzwerk halfen ihm, seine Spuren weiter zu verwischen.

Anonymität als bewusste Entscheidung

Warum aber hat Satoshi diesen enormen Aufwand betrieben, um anonym zu bleiben? Diese Strategie passt perfekt zum Sinn und Zweck von Bitcoin. Bitcoin ist keine Firma mit einem CEO an der Spitze, sondern ein dezentrales Internetprotokoll, das den Austausch von Werten ohne Zwischenhändler ermöglicht. Satoshi hat nicht nur die technologische Infrastruktur von Bitcoin so gestaltet, dass sie möglichst dezentral funktioniert, sondern durch seine Anonymität wollte er auch auf der sozialen und zwischenmenschlichen Ebene sicherstellen, dass es keinen zentralen Angriffspunkt gibt.

Statue von Satoshi Nakamoto in Lugano

Statue von Satoshi Nakamoto, welche im Rahmen des Plan B Forums in Lugano am 26. Oktober enthüllt wurde. Quelle: Plan B It Solutions Ltd

Indem er sich selbst überflüssig gemacht hat, hat Satoshi das Versprechen von Bitcoin auf Neutralität, Unabhängigkeit und eine gerechte Machtverteilung noch glaubwürdiger gemacht. Seine Unbekanntheit stärkte das Vertrauen in die Idee, dass niemand Bitcoin kontrolliert. So bleibt der wahre Geist von Bitcoin gewahrt: eine dezentrale, unbefangene Lösung für globalen Werttransfer.

Dieser Umstand verdeutlicht, warum viele Bitcoiner überzeugt sind, dass es nicht von Bedeutung ist, die wahre Identität von Satoshi zu kennen. So wie es für Internetnutzende nicht wichtig ist, die Erfinder anderer bedeutender Internetprotokolle wie TCP/IP oder HTTP zu kennen, so wenig spielt es auch bei Bitcoin eine Rolle, wer dahintersteckt. Für die Bitcoin-Community gilt vielmehr: «Wir alle sind Satoshi.»

Zahlreiche Anwärter

Gleichwohl können es viele nicht lassen, über die wahre Identität von Satoshi zu spekulieren. Innerhalb der Industrie gibt es verschiedene Anwärter, denen man nachsagt, dass sie der Begründer von Bitcoin sein könnten. Fast immer handelt es sich um Computergenies, die sich sehr gut mit Kryptografie auskennen und Teil der frühen Cypherpunk-Bewegung waren, die noch heute für digitale Privatsphäre und dezentrale Währungen eintritt. 

Ein weiterer oft genannter Name ist Adam Back, der Entwickler von Hashcash, einer Technologie, die eine wichtige Grundlage für Bitcoin bildete. Heute ist Back CEO von Blockstream, einem führenden Unternehmen im Bereich der Blockchain-Technologie. Auch Hal Finney, einer der ersten Unterstützer des Bitcoin-Netzwerks, wird häufig in Verbindung mit Satoshi gebracht. Er war nicht nur der erste, der nach Satoshi selbst einen Bitcoin-Block «gemined» hat, sondern auch ein wichtiger Akteur in der frühen Entwicklung der Kryptowährung, ehe er 2014 verstarb. Eine weniger bekannte, aber dennoch erwähnenswerte Figur ist Len Sassaman, ein belgischer Kryptograf und Cypherpunk, der ebenfalls stark im Bereich digitale Währungen und Datenschutz engagiert war. Auch Sassaman lebt heute nicht mehr. Sein Tod im Sommer 2011 fiel allerdings zeitlich mit dem Verschwinden von Satoshi zusammen, was Spekulationen nährte, ob er vielleicht der wahre Erfinder von Bitcoin gewesen sein könnte.

Trotz aller Vermutungen und Theorien bleibt die Identität von Satoshi Nakamoto ein ungelöstes Rätsel. Während keiner der oft genannten Anwärter jemals als der wahre Schöpfer aufgetreten ist, konnten andere, die behaupten, Satoshi zu sein, keine eindeutigen Beweise vorlegen. Dabei gäbe es klare Möglichkeiten, dies zu belegen: Man könnte beispielsweise eine Nachricht mit einem privaten Schlüssel signieren, der mit einer der Bitcoin-Adressen verbunden ist, die Satoshi zugeschrieben werden. Alternativ könnte man einen kleinen Teil der unberührten Bitcoins aus diesen frühen Wallets transferieren, was als starkes Indiz für Satoshis Identität gelten würde. Beides ist bis heute nicht erfolgt.

Was, wenn Satoshi wiederkehren sollte? 

Ob der vielen Spekulationen fragen sich zahlreiche Bitcoin-Halter, welche Auswirkungen eine Rückkehr Satoshis auf den Bitcoin und insbesondere auf den Bitcoin-Kurs haben könnte. Wichtig ist dabei zu betonen, dass Satoshi nicht in der Lage wäre, das Bitcoin-Protokoll und dessen technische oder monetäre Eigenschaften eigenständig zu ändern. Das Netzwerk ist heute zu dezentral und auf zu viele Rechner verteilt, als dass eine einzelne Person unilateral Änderungen vornehmen könnte. Zwar würde Satoshis Stimme in der Community zweifellos grosses Gewicht haben, doch selbst er müsste die zahlreichen Netzwerkteilnehmenden von etwaigen Änderungen oder Weiterentwicklungen überzeugen.

Den Bitcoin-Kurs allerdings würde eine Rückkehr Satoshis sicherlich beeinflussen. Der Markt könnte kurzfristig stark erschüttert werden, was Panikverkäufe auslösen könnte. So wird der Markt immer mal wieder aufgeschreckt, wenn Bitcoin, die angeblich aus der Ära Satoshi stammen, nach vielen Jahren plötzlich wieder bewegt werden. Erst im September dieses Jahres wurden 10 Bitcoin, die 2009 gemined wurden, nach über einem Jahrzehnt aus ihrem Dornröschenschlaf geweckt und auf eine Krypto-Börse transferiert, was für Aufsehen sorgte.

Auch Satoshis eigene Bitcoin-Bestände könnten den Marktpreis massiv beeinflussen, sollte er beschliessen, seine riesigen Bestände zu veräussern. Es wird vermutet, dass er zwischen 750’000 und 1,1 Millionen Bitcoin kontrolliert – eine enorme Menge im Vergleich zu institutionellen Akteuren. Zum Beispiel besitzt MicroStrategy, ein börsennotiertes US-Unternehmen, derzeit 252’220 Bitcoin, und alle Bitcoin-ETFs zusammen halten ebenfalls etwa 1,1 Millionen Bitcoin. Ein solcher Verkauf könnte den Markt erheblich unter Druck setzen.

Tabelle Bitcoin Bestände

Quelle: treasuries.bitbo.io

Fazit

Wie gross ist die Wahrscheinlichkeit, dass er dereinst zurückkehren könnte? Diese wird innerhalb der Bitcoin-Industrie als äusserst gering eingeschätzt. So deutet sein bewusstes Abtauchen darauf hin, dass Satoshi den Wunsch hatte, anonym zu bleiben und sich dauerhaft zurückzuziehen. Eine Rückkehr würde ihn zudem möglichen rechtlichen und politischen Risiken aussetzen und dem dezentralen Prinzip von Bitcoin widersprechen. Auch gibt es seit über einem Jahrzehnt keinerlei Hinweise auf eine Rückkehr.

Pascal Hügli

Autor: Pascal Hügli

Pascal Hügli, Crypto Investment Manager bei Maerki Baumann und Gründer von Insight DeFi, produziert hochwertige Inhalte zu Bitcoin und Krypto und trägt damit auch zur Entwicklung von Maerki Baumann im Bereich der Blockchain- und Kryptowährungen bei. Als Dozent für digitale Finanzen und Krypto-Assets an der HWZ Hochschule für Wirtschaft Zürich verfügt er über fundiertes Fachwissen auf diesem Gebiet, das er nun auch für die Etablierung unserer neuen Marke «ARCHIP by Maerki Baumann» einbringt.

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Redaktionsschluss: 30. Oktober 2024

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