Warum gab es keine richtige Altcoin-Season? Das sind die Gründe!

Warum gab es keine richtige Altcoin-Season? Das sind die Gründe!

Warum gab es keine richtige Altcoin-Season? Das sind die Gründe!

Die verpasste Altcoin-Season: Eine Analyse

In den letzten Monaten haben viele Investoren sehnsüchtig auf eine spürbare Altcoin-Rally gewartet. Während wir kurze Meta-Trends wie bei Memecoins und KI-Token beobachten konnten, hatte der breitere Altcoin-Markt Schwierigkeiten, mit Bitcoin Schritt zu halten.

Als Gründe für das Ausbleiben einer nennenswerten Altcoin-Season werden mehrere Faktoren angeführt. Zum einen erfolgte ein beträchtlicher Teil der Zuflüsse in Bitcoin über ETFs. Dadurch wurde das Kapital effektiv in traditionellen Finanzprodukten gebunden und der bei Altcoins übliche Trickle-Down-Effekt deutlich abgeschwächt.

Darüber hinaus ist das Angebot an Altcoins geradezu explodiert. Im April 2025 gab es rund 42 Millionen verschiedene Altcoins – ein Überangebot, das die Nachfrage bei Weitem übersteigt. Dieses Problem wird noch deutlicher, wenn man es mit früheren Krypto-Zyklen vergleicht. Auf dem Höhepunkt des Bullenmarktes im Jahr 2021 gab es rund 2,7 Millionen Token, während es am Ende des Bullenmarktes 2017 «nur» 13’241 waren.

Überangebot an Altcoins

Quelle: Dune Analytics

Auch wenn diese und andere Faktoren eine Rolle gespielt haben, gibt es einen wesentlichen Grund für das Ausbleiben einer echten Altcoin-Season: die lockere Geldpolitik bzw. das Fehlen einer solchen.

Nettoliquidität bleibt unverändert

Aktuell setzt die US-Notenbank (Fed) die Verringerung ihrer Gesamtbilanz fort und entzieht dem Finanzsystem damit Liquidität. Gleichzeitig wurde den Finanzmärkten durch Massnahmen wie die Verringerung des Reverse-Repo-Pools wieder Liquidität zugeführt, wodurch die Auswirkungen der quantitativen Straffung (QT) weitgehend kompensiert wurden. Geldmarktfonds, Banken und andere Institutionen parken überschüssige Liquidität in der Regel in Reverse-Repo-Geschäften bei der Zentralbank. Da nun aber der grösste Teil dieser Liquidität nicht mehr in Reverse-Repo-Geschäften gebunden ist, fliesst die Liquidität kontinuierlich in die Märkte zurück und füllt die durch die QT entstandenen Lücken.

Nettoliquidität bleibt unverändert

Quelle: Checkonchain.com

Dennoch hat die stagnierende Gesamtliquidität in den USA in den letzten zwei Jahren für Investoren in digitale Vermögenswerte ein schwieriges Umfeld geschaffen, in welchem Bitcoin als «digitales Gold» gegenüber risikoreicheren «Tech-Altcoins» bevorzugt wird.

Dieser Trend spiegelt sich auch im Top 200 Advance/Decline Line (ADL) Index wider, der die kumulierte Marktbreite der 200 grössten Kryptowährungen, gewichtet nach Marktkapitalisierung, abbildet. Er misst die Differenz zwischen der Anzahl der im Index gestiegenen und gefallenen Werte im Zeitverlauf. Ein Vermögenswert gilt als gestiegen, wenn sein Schlusskurs in einem bestimmten Zeitraum höher ist als sein Eröffnungskurs. Trotz des allgemeinen Aufwärtstrends bei den Kursen der 200 wichtigsten Kryptowährungen seit Anfang 2023 ist die A/D-Kurve stetig gefallen und hat kürzlich neue 365-Tage-Tiefs erreicht. Diese Divergenz deutet darauf hin, dass zwar einige wenige Kryptowährungen den Markt nach oben getrieben haben, die meisten Altcoins jedoch zu kämpfen und keinen nennenswerten Anteil an der Rally haben.

So war Solana einer der wenigen herausragenden Performer, während die meisten Altcoins nur kurze Erholungsphasen erlebten. Die meisten sind noch weit davon entfernt, ihre früheren Allzeithochs in US-Dollar wieder zu erreichen.

Topp 200 Market Cap Weighted Index

Quelle: Jamies Coutts & Bloomberg

Ohne Ethereum keine breite Altcoin-Season

Ein Altcoin, der in den letzten Monaten viele Tode gestorben ist, ist Ethereum, der Vorzeige-Altcoin schlechthin. Nach der Zulassung von Bitcoin-Spot-ETFs im Januar 2024 erlebte Ethereum einen kurzen Anstieg der Kapitalzuflüsse. Es gelang Ethereum jedoch nicht, sich nachhaltig durchzusetzen oder die Kapitalzuflüsse in Bitcoin zu übertreffen. Dies ist einer der Hauptgründe, warum Ethereum noch kein neues Allzeithoch in US-Dollar erreicht hat. Dies steht in starkem Kontrast zu den späten Phasen des Bullenmarktes im Jahr 2021, als die Kapitalrotation in Ethereum die Entwicklung von Bitcoin übertraf und eine breitere Altcoin-Rally auslöste. Gleichzeitig stieg der Altcoin-Spekulationsindex auf 94 und signalisierte damit den Höhepunkt einer voll entwickelten Altcoin-Season.

Ohne Ethereum keine breite Altcoin-Season

Quelle: Checkonchain.com

Diesmal erreichte der Index am 24. Dezember letzten Jahres einen Höchststand von 65 und lag damit weit unter den Werten, die man von einer ausgewachsenen Altcoin-Season erwarten würde. Wir sind der festen Überzeugung, dass Ethereum eine Outperformance in ETH/BTC aufweisen muss, damit der Markt eine breite und explosive Altcoin-Rally erlebt. Das bedeutet, dass Ether im Verhältnis zu Bitcoin outperformen muss. 

Was die Geschichte lehrt

Die Geschichte zeigt jedoch, dass eine anhaltende Outperformance von Ethereum gegenüber Bitcoin ohne eine deutliche Lockerung der finanziellen Rahmenbedingungen unwahrscheinlich ist. Eine solche Veränderung würde höchstwahrscheinlich einen bedeutenden makroökonomischen Katalysator erfordern, wie beispielsweise das Ende der quantitativen Straffung in den Vereinigten Staaten.

Ein Rückblick auf das Jahr 2019 bestätigt diese Annahme:

  • Im März 2019 kündigte die US-Notenbank an, das Tempo der quantitativen Straffung zu verlangsamen
  • Im Juli 2019 wurde die quantitative Straffung offiziell beendet, begleitet von Zinssenkungen
  • Nur zwei Monate später, im September 2019, erreichte ETH/BTC den Tiefpunkt und leitete den mehrjährigen Aufwärtstrends von Ethereum gegenüber Bitcoin ein

Sollte ein ähnlicher monetärer Wendepunkt eintreten, könnte Ethereum erneut an Stärke gewinnen und möglicherweise eine echte Altcoin-Season auslösen.

Was die Geschichte lehrt

Quelle: Tradingview.com

Führt das Ende der quantitativen Straffung zur Rettung?

Wie das obige Verhältnis vermuten lässt, muss die quantitative Straffung wahrscheinlich erst enden, bevor ein weiterer Altcoin-Hype wie im Jahr 2021 überhaupt denkbar ist.

Wie stehen die Chancen für ein baldiges Ende der quantitativen Straffung? 

Die US-Notenbank begann im Juni 2024, das Tempo der quantitativen Straffung zu verlangsamen. Damals reduzierte sie die monatliche Verringerung ihres Portfolios an Staatsanleihen von 60 Milliarden auf 25 Milliarden US-Dollar.

Bei der letzten FOMC-Sitzung kündigte die US-Notenbank eine weitere Reduzierung der US-Treasury-Bilanz um 80 % von USD 25 Milliarden auf USD 5 Milliarden an. Diese Verlangsamung ist auf Bedenken hinsichtlich der Schuldenobergrenze (Debt Ceiling) zurückzuführen, die zu einer Reduzierung des Treasury General Accounts (TGA) führen könnte, gefolgt von einer erneuten Erhöhung, sobald das Problem der Schuldenobergrenze gelöst ist.

Auch wenn QT praktisch beendet ist, dürfte eine erneute Ausweitung der Fed-Bilanz (QE) in absehbarer Zeit nicht bevorstehen. Es bleibt abzuwarten, ob eine solche Lockerung der Geldpolitik notwendig sein wird oder ob die jüngste starke Verlangsamung des QT ausreicht, damit ETH/BTC einen Boden finden und damit überhaupt erst die Möglichkeit für eine Altcoin-Saison schaffen.

Pascal Hügli

Autor: Pascal Hügli

Pascal Hügli, Crypto Investment Manager bei Maerki Baumann und Gründer von Insight DeFi, produziert hochwertige Inhalte zu Bitcoin und Krypto und trägt damit auch zur Entwicklung von Maerki Baumann im Bereich der Blockchain- und Kryptowährungen bei. Als Dozent für digitale Finanzen und Krypto-Assets an der HWZ Hochschule für Wirtschaft Zürich verfügt er über fundiertes Fachwissen auf diesem Gebiet, das er nun auch für die Etablierung unserer Marke «ARCHIP by Maerki Baumann» einbringt.

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Redaktionsschluss: 2. April 2025

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