Trumps Krypto-Politik: Startschuss für einen neuen Boom?

Trumps Krypto-Politik: Startschuss für einen neuen Boom?

Trumps Krypto-Politik: Startschuss für einen neuen Boom?

Donald Trump wurde zum 47. US-Präsidenten gewählt, und die Welt der digitalen Vermögenswerte hat diesen Wahlausgang begeistert aufgenommen – Bitcoin stieg in der Wahlnacht auf über USD 75’000 und erreichte diese Woche mit über USD 90'000 damit ein neues Allzeithoch.

Wie wird sich die Trump-Wahl auf Bitcoin und andere Kryptos auswirken? Kurzfristig dürfte die Volatilität hoch bleiben. Sollte Trump als frisch gewählter Präsident seine positiven Aussagen zur Krypto-Regulierung erneut bekräftigen, könnte dies die Kurse weiter anheizen. Konkrete Massnahmen zur Förderung der Krypto-Industrie in den USA sind jedoch vermutlich erst nach seiner Amtseinführung am 20. Januar 2025 zu erwarten. Welche könnten das sein?

Eine strategische Bitcoin-Reserve für die USA

Mit der Wahl Trumps dürfte die Diskussion um eine strategische Bitcoin-Reserve für die Vereinigten Staaten neuen Schwung bekommen. Zwar hat Trump selbst nie explizit von einer solchen Reserve gesprochen, doch kündigte er in seiner Keynote-Rede auf der weltweit grössten Bitcoin-Konferenz in Nashville im Juli 2024 an, dass er die USA dazu bewegen wolle, die über 200’000 beschlagnahmten Bitcoin zu behalten.

Eine strategische Bitcoin-Reserve fordert die republikanische Senatorin Cynthia Lummis. Ihrem Gesetzesentwurf nach sollen die USA innerhalb von fünf Jahren 1 Million Bitcoin erwerben – etwa 5 % des gesamten jemals verfügbaren Angebots. Auch Robert F. Kennedy Jr., der für eine Rolle in der Trump-Administration vorgesehen ist, hat ähnliche Ideen geäussert und spricht sogar von einer Bitcoin-Reserve von insgesamt 4 Millionen Bitcoin.

Strategic Reserves of the United States

Ob Nahrungsmittel, Gold, Öl und weiteres, die US-Regierung besitzt seit langem eine breite Palette strategischer Vermögenswerte. Quelle: River.com

Der Krypto-freundlichste Kongress aller Zeiten

Wie wahrscheinlich ist es, dass eine solche Forderung tatsächlich umgesetzt wird? Mit dem jüngsten Wahlsieg von Trump ist dies jedenfalls wahrscheinlicher geworden. Noch grösser wird die Aussicht auf Umsetzung durch einen fast sicheren «Republikanischen Sweep» – das heisst, dass die Republikaner voraussichtlich die Mehrheit in beiden Kammern des US-Kongresses, dem Repräsentantenhaus und dem Senat, haben werden. Dies erhöht Trumps Chancen erheblich, seine Pro-Krypto-Pläne durchzusetzen.

Unabhängig von der Parteizugehörigkeit zeigen die Wahlergebnisse aus den Bundesstaaten, dass sowohl das Repräsentantenhaus als auch der Senat künftig stärker in der Hand von krypto-freundlichen Politikern sein wird. In mehreren Bundesstaaten scheint der Einfluss von Pro-Krypto-Wählern das Schicksal einiger Krypto-Gegner im Kongress entschieden zu haben.

Ein Beispiel dafür ist die Senatswahl in Ohio, bei der Bernie Moreno (Republikaner) gegen den amtierenden Sherrod Brown (Demokrat) gewonnen hat. Durch starke finanzielle Unterstützung von Krypto-Unternehmen wurde Brown nach über 17 Jahren nun aus dem Kongress gewählt. Er galt als einer der entschiedensten Gegner von Krypto, während Moreno sich öffentlich dafür aussprach, den «Krieg gegen die Krypto-Industrie» zu beenden.

Live election results

Überwiegende Mehrheit der krypto-freundlichen Abgeordneten, Stand 14.11.2024. Quelle: Standwithcrypto.org

Entscheidende Umwälzungen bei der SEC

Eine wesentliche Weichenstellung könnte die Absetzung des aktuellen SEC-Vorsitzenden Gary Gensler sein. Mit seinen zahlreichen Klagen gegen Krypto-Unternehmen und DeFi-Projekte ist Gensler als Spielverderber bei der Krypto-Community in Ungnade gefallen. Wird Gensler seinen Posten tatsächlich bald räumen müssen und durch einen Pro-Krypto-Vorsitzenden ersetzt, könnten Klagen, wie sie die Wertschriftenbehörde gegen Coinbase, Kraken, Binance oder Uniswap ausgesprochen hat, schon bald der Vergangenheit angehören. 

Als mögliche Alternative für Gensler wird aktuell Hester Peirce gehandelt. Als Mitglied der SEC wurde sie 2018 von Trump eingesetzt und gilt aufgrund ihrer positiven Haltung digitalen Vermögenswerten gegenüber als die «Krypto-Mutter» der SEC. Sie selbst hat bislang betont, dass sie den Job als Vorsitzende nicht antreten würde und stattdessen die US-Börsenaufsicht am Ende ihrer Amtszeit im Juni 2025 verlassen möchte. Mark Uyeda, ebenfalls republikanisches SEC-Mitglied, könnte da eher Hand bieten. Auch er gilt als krypto-freundlich.

Eine andere realistische Alternative könnte Dan Gallagher darstellen. Aktuell ist dieser noch Leiter der Rechtsabteilung bei Robinhood. Als erfolgreichster Fintech-Broker im Aktienhandel hat sich das US-Unternehmen mittlerweile auch als prominente Krypto-Handelsplattform etabliert, was Gallagher zu einem passenden Nachfolger für Gensler machen würde – im Sinne einer Vision für eine krypto-freundliche Regulierung.

Staking-Komponente bei Ethereum-ETFs

Von einer Neuausrichtung bei der SEC könnten auch die Ethereum-ETFs profitieren. Diese werden aktuell noch davon abgehalten, die in den ETFs gehaltenen Ether zu staken, was zulasten der ETF-Anleger geht, denen dadurch die Staking-Erträge entgehen.

Daily Net Flow for the 9 Ethereum ETFs

Die Zu- und Abflüsse in die Ethereum-ETFs haben sich in den vergangenen Wochen in etwa die Waage gehalten und haben in der Menge seit der Lancierung stark abgenommen. Quelle: Delphi Digital

Das ist mitunter einer der Hauptgründe, weshalb die Ethereum-ETFs für Anleger eigentlich unattraktiv sind. Eine freundliche Krypto-Regulierung unter Trump könnte diesen durch die noch amtierende SEC-Konstellation begangenen Geburtsfehler wettmachen.

Wiederbelebung der Krypto-Tokens

Mit einer Pro-Krypto-Regierung könnte auch die Regulierung für Krypto-Tokens «endlich» besser werden. Aus Angst vor Sanktionen haben die meisten Krypto-Projekte die USA entweder gemieden oder lediglich «wertlose» Nutzungs- oder Governance-Token auf den Markt gebracht, die keine wirkliche wirtschaftliche Verbindung zum zugrunde liegenden Geschäftsmodell des Protokolls haben. Dies hat dazu geführt, dass die meisten Token heute kaum eine reale, nachhaltige Möglichkeit für Wertzuwachs besitzen und sich deren Preise als Folge davon seit der Lancierung in einer endlosen Abwärtsspirale befinden.

Diesem ungünstigen Umfeld könnte der Riegel geschoben werden. So könnte sich die regulatorische Sicht dahingehend ändern, dass seriöse Token nicht als Wertpapiere (Securities), sondern als Ware (Commodities) angesehen werden.

Ein solcher Wandel würde insbesondere für DeFi-Projekte von grosser Bedeutung sein – insbesondere für Projekte, deren zugrunde liegendes Geschäftsmodell «Product Market Fit» zu haben scheint. Sollte es regulatorisch ermöglicht werden, Token-Halter an den wirtschaftlichen Erträgen eines DeFi-Protokolls teilhaben zu lassen, würde dies die Nutzbarkeit der Token erhöhen und sie zu attraktiveren Investitionsobjekten machen.

Aus Anlegersicht bleibt zu hoffen, dass die Auslegung der Wertpapiergesetze nicht zu weit gedehnt wird, da dies unseriösen Projekten – die die Krypto-Welt längst hinter sich lassen möchte – erneut Auftrieb geben könnte.

Banken endlich krypto-fit machen

Eine krypto-freundlichere Regulierung könnte auch dafür sorgen, dass US-Banken im Bereich der institutionellen Verwahrung digitaler Vermögenswerte auf Augenhöhe agieren können. Derzeit dürfen nur grosse Verwahrungsinstitute wie BNY Mellon Krypto-Assets verwahren.

Dies würde sich ändern, wenn die mittlerweile in der Krypto-Welt bekannte SAB-121-Vorschrift abgeschafft würde. Diese Vorschrift verlangt, dass Banken die von ihnen verwahrten digitalen Vermögenswerte als Verbindlichkeiten in ihrer Bilanz ausweisen. Dadurch wird das Verwahrungsgeschäft für Banken wirtschaftlich unattraktiv und kaum rentabel.

Der US-Kongress hat bereits im Frühjahr 2024 für die Aufhebung dieser Vorschrift gestimmt, jedoch legte Joe Biden damals sein Veto ein, sodass die Regelung weiterhin bestehen blieb. Ein erneutes Veto durch den selbsternannten «Krypto-Präsidenten» Trump gilt als unwahrscheinlich, was die Abschaffung dieser Vorschrift wahrscheinlicher macht. Damit könnten US-Banken endlich in das Geschäft der Krypto-Verwahrung einsteigen.

Fazit

Die Wahl Donald Trumps zum US-Präsidenten könnte der Krypto-Industrie neuen Auftrieb geben. Mit potenziell krypto-freundlichen Gesetzesänderungen und der Möglichkeit, strategische Reserven aufzubauen, könnten die USA eine Vorreiterrolle in der globalen Krypto-Welt einnehmen. Anleger dürfen gespannt sein, welche Chancen sich in den nächsten Jahren eröffnen werden.

Pascal Hügli

Autor: Pascal Hügli

Pascal Hügli, Crypto Investment Manager bei Maerki Baumann und Gründer von Insight DeFi, produziert hochwertige Inhalte zu Bitcoin und Krypto und trägt damit auch zur Entwicklung von Maerki Baumann im Bereich der Blockchain- und Kryptowährungen bei. Als Dozent für digitale Finanzen und Krypto-Assets an der HWZ Hochschule für Wirtschaft Zürich verfügt er über fundiertes Fachwissen auf diesem Gebiet, das er nun auch für die Etablierung unserer neuen Marke «ARCHIP by Maerki Baumann» einbringt.

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Redaktionsschluss: 14. November 2024

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