Tokenisation: the future of the financial world?

Tokenisierung: Die Zukunft der Finanzwelt?

Tokenisierung: Die Zukunft der Finanzwelt?

Seit Jahren beschäftigt sich die traditionelle Finanzwelt damit, wie sie die Blockchain-Technologie in ihre Geschäftstätigkeiten integrieren kann. Bisher konzentrieren sich Finanzprodukte vor allem auf den Handel und die Verwahrung von Krypto-Assets. Doch wie lässt sich die Blockchain auch für traditionelle Anlagen nutzen?

Die Antwort liegt in der Tokenisierung. Dieser Begriff taucht in Finanzkreisen immer häufiger auf. Aber was genau bedeutet das? Bei der Tokenisierung werden die Rechte an einem bestimmten Vermögenswert digital in einem Token abgebildet. Dieser Token, inklusive der damit verbundenen Rechte am zugrunde liegenden Vermögenswert, wird auf einer Blockchain gespeichert und kann dort gehandelt werden.

Eine bessere Art der Verbriefung

Die Tokenisierung stellt die Weiterentwicklung der traditionellen Verbriefung dar. Jenny Johnson, CEO des Vermögensverwalters Franklin Templeton, beschrieb die Tokenisierung als «eine neue Art der Verbriefung auf Steroiden». Damit meint sie, dass traditionelle Verbriefungsprozesse durch die Blockchain optimiert werden können.

Auch Larry Fink, CEO von BlackRock, sieht die Lancierung von Bitcoin- und Ethereum-ETFs als einen Zwischenschritt auf dem Weg zur Tokenisierung. Weitere 97 % der institutionellen Anleger sind der Meinung, dass die Tokenisierung die Finanzwelt grundlegend verändern wird.

RWA: Was ist das?

Im Zusammenhang mit der Tokenisierung fällt oft der Begriff «Real World Assets» (RWAs), der für tokenisierte reale Vermögenswerte steht. RWAs können dabei verschiedene Formen annehmen, wie beispielsweise Finanzwerte (Anleihen), materielle Vermögenswerte (Immobilien) oder immaterielle Werte (Patente).

Beispiele für RWAs:

Beispiele für RWAs


Was bringt die Tokenisierung?

Die Tokenisierung bietet zahlreiche Vorteile für Finanz- und Nicht-Finanzunternehmen sowie Investoren aller Art. Zu den bedeutendsten Vorteilen gehören:

  • Schnellere Abwicklungen: Transaktionen können nahezu in Echtzeit abgewickelt werden.
  • Verbesserte Kapitaleffizienz: Die Digitalisierung ermöglicht eine effizientere Nutzung von Kapital.
  • Bessere Marktzugänglichkeit: Ein breiteres Publikum erhält Zugang zu Investitionsmöglichkeiten.
  • Gesteigertes Anlegererlebnis: Investoren profitieren von mehr Transparenz und Sicherheit.

Eine der grössten Herausforderungen traditioneller Kapitalmärkte ist, dass sie in weiten Teilen unzureichend digitalisiert sind. Die jeweiligen Kontobücher – auch als Ledger bezeichnet – für Wertpapiere und Geld sind voneinander getrennt. Ebenso sind Eigentumsverhältnisse und zugehörige Daten isoliert. Die Tokenisierung hat das Potenzial, diese Lücken zu schliessen, indem sie die verschiedenen Kontobücher in einer gemeinsamen Blockchain zusammenführt.

Ein unglaublicher Wachstumsmarkt

Wegen der vielen Vorteile wird die Tokenisierung als grosser Wachstumsmarkt gesehen. Verschiedene Schätzungen verdeutlichen das Potenzial: Der Krypto-ETP-Anbieter 21Shares prognostiziert, dass der Marktwert tokenisierter Vermögenswerte bis 2030 zwischen USD 10 und 35 Billionen liegen könnte. Auch die Unternehmensberatung Roland Berger teilt diese Einschätzung und erwartet ein Wachstum auf mindestens USD 10 Billionen. Die Boston Consulting Group geht noch weiter und rechnet mit einem 50-fachen Anstieg zwischen 2022 und 2030. Bis zum Ende des Jahrzehnts sollen tokenisierte Vermögenswerte demnach USD 16,1 Billionen erreichen und damit 10 % des globalen BIP ausmachen!

RWA Industry Projected Growth

Wachstumsprognose der RWA-Branche. Quelle: rwa.inc

Die Adoption ist auf dem Weg

Finanzriesen wie Franklin Templeton und BlackRock haben bereits tokenisierte Anleihefonds auf den Markt gebracht: FBOXX auf der Stellar-Blockchain und BUILD auf der Ethereum-Blockchain. Der tokenisierte Geldmarktfonds von BlackRock umfasst bereits über USD 500 Millionen und das Produkt von Franklin Templeton steht bei mehr als USD 400 Millionen (Stand Mitte September).

Auch J. P. Morgan hat mit seiner Tokenisierungsplattform Onyx für Fonds bereits den ersten Schritt gemacht, während Goldman Sachs plant, drei Tokenisierungsprojekte im Bereich Fonds- und Schuldtitelremission zu lancieren. Auch in der Schweiz gibt es Entwicklungen: Die Krypto-Bank Sygnum hat mit dem Anlage-Token FLOAT bereits ein Private-Debt-Instrument tokenisiert, das Investoren Zugang zu einem diversifizierten Portfolio aus privaten KMU-Darlehen an europäische SaaS- und Technologieunternehmen bietet. Auch bei Maerki Baumann prüfen wir intern verschiedene Ansätze, darunter die Verwahrung tokenisierter Vermögenswerte wie Aktien-Token.

Wo hakt es noch?

Damit sich die Tokenisierung in der breiten Finanzwelt durchsetzen kann, müssen einige Grundbausteine gelegt werden. In der Schweiz wird derzeit an der Schaffung liquider Sekundärmärkte gearbeitet. Diese benötigen Rechtssicherheit, Qualitätsstandards, transparente Marktdaten, Market-Maker sowie Zahlungstoken.

Es braucht jedoch auch die Einsicht, dass sofortige Abwicklung und transparente Besitzverhältnisse – beides durch die Blockchain ermöglicht – allein nicht ausreichen. Zusätzliche Elemente sind erforderlich, um das volle Potenzial der Blockchain-Technologie im Finanzwesen zu entfalten, darunter:

  • Klare Definition von Zahlungsrechten und -pflichten: Es muss eindeutig festgelegt sein, wer zahlen muss und wer das Geld erhält.
  • Automatisierte Verarbeitung: Die auf der Blockchain gespeicherten Informationen müssen maschinell verarbeitet werden können.
  • Algorithmische Darstellung der Cashflows: Zukünftige Zahlungsflüsse müssen mathematisch beschrieben werden, damit der Wert eines Finanzinstruments jederzeit bestimmt werden kann.

Die oft betonte Programmierbarkeit der Blockchain allein reicht nicht aus. Erst wenn alle Zahlungen, zukünftigen Cashflows und Besitzverhältnisse auf der Aktiv- und Passivseite vollständig abgebildet sind, werden die entscheidenden Voraussetzungen für den Durchbruch der Tokenisierung im Finanzwesen erfüllt sein.

Fazit

Die Tokenisierung von Vermögenswerten könnte die Finanzwelt revolutionieren, indem sie den Handel mit traditionellen Anlagen effizienter, transparenter und zugänglicher macht. Dank der Blockchain-Technologie können Transaktionen nahezu in Echtzeit abgewickelt und Vermögenswerte weltweit handelbar gemacht werden. Institutionelle Anleger und Finanzriesen wie BlackRock und Franklin Templeton treiben diesen Wandel bereits voran, und die Prognosen für das Marktwachstum sind vielversprechend. Dennoch gibt es noch Herausforderungen wie Rechtssicherheit und technische Standards, die bewältigt werden müssen, um das volle Potenzial der Tokenisierung auszuschöpfen. Wenn diese Hürden überwunden werden, könnte die Tokenisierung das Finanzwesen grundlegend verändern.

Pascal Hügli

Autor: Pascal Hügli

Pascal Hügli, Crypto Investment Manager bei Maerki Baumann und Gründer von Insight DeFi, produziert hochwertige Inhalte zu Bitcoin und Krypto und trägt damit auch zur Entwicklung von Maerki Baumann im Bereich der Blockchain- und Kryptowährungen bei. Als Dozent für digitale Finanzen und Krypto-Assets an der HWZ Hochschule für Wirtschaft Zürich verfügt er über fundiertes Fachwissen auf diesem Gebiet, das er nun auch für die Etablierung unserer neuen Marke «ARCHIP by Maerki Baumann» einbringt.

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Redaktionsschluss: 25. September 2024

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