Die Schweizer Krypto-Regulierungslandschaft: Was funktioniert und wo liegen die Herausforderungen? Die Schweiz gilt als eines der fortschrittlichsten Länder im Krypto-Bereich. Bereits 2018 nannte der damalige Wirtschaftsminister Johann Schneider-Ammann die Schweiz eine «Krypto-Nation».Heute gehört das Land zu den Top 10 Start-up-Ökosystemen weltweit und zählt 1’290 Krypto-Unternehmen. Es gibt 13 Unicorns, zehn nach Token-Marktkapitalisierung und drei nach Marktbewertung. Auch ist die Schweiz heute ein Blockchain-Hub, der einige der talentiertesten Persönlichkeiten im Krypto-Bereich angezogen hat. Zum Beispiel kam Vitalik Buterin und sein Team einst in die Schweiz, um mit Ethereum durchzustarten.In seiner noch jungen Geschichte hat das Schweizer Blockchain-Ökosystem bemerkenswertes Wachstum und Widerstandsfähigkeit bewiesen – selbst in herausfordernden Zeiten. Wie sich zeigt, ist man bestrebt, diesen Ruf aufrechtzuerhalten. Hierfür hat man auch den regulatorischen Rahmen angepasst. Die Krypto-Regulierung hierzulande bietet gleichermassen Sicherheit für Unternehmen und Privatpersonen. Ein wichtiger Wert in einer sich schnell bewegenden Welt.Was sind also die wichtigsten Punkte, die man über die Schweizer Regulierungslandschaft wissen sollte? Nicht ein Gesetz, sondern mehrere Gesetzesanpassungen Wichtig zu verstehen: In der Schweiz gibt es kein dezidiertes Krypto-Gesetz. Die Schweizer Krypto-Regulierung berührt das Finanzmarkt- sowie das Privatrecht. Der Gesetzgeber hat sich entschieden, kein neues übergreifendes Gesetz zu erlassen, sondern Krypto-Regulierungen in den bestehenden Rechtsrahmen einzuarbeiten.Ebenfalls kennt die Schweiz keine spezifische Aufsichtsbehörde für Krypto. Alles, was das schweizerische Finanzregulierungsrecht betrifft, fällt in den Zuständigkeitsbereich der FINMA. Der Schweizer Regulator ist ziemlich aktiv, gibt relevante Richtlinien heraus und hält fachspezifische Vorträge. Er tut dies, um die Öffentlichkeit über seine Aufsichtsabsichten zu Krypto-Währungen aufzuklären. Die FINMA steht auch in intensivem Dialog mit den Interessengruppen der Krypto-Industrie. Alle Angelegenheiten des Zivilrechts hingegen werden von den Schweizer Gerichten behandelt.Im Vergleich zu anderen Ländern gibt es in der Schweiz dank diesem Ansatz weniger Grauzonen bzgl. der Vorgaben, wie ein Krypto-Projekt zu operieren hat.Pionierarbeit: Das Schweizer DLT-GesetzObwohl es sich nicht um ein einheitliches Gesetz handelt, werden die Änderungen am bestehenden Schweizer Rechtsrahmen gleichwohl als Schweizer DLT-Gesetz bezeichnet. Sie sind technologieneutral, aber in der Tendenz trotzdem Blockchain-spezifisch. Die Hauptkomponenten sind:Einführung der Fintech-LizenzFestlegung von Regeln für den Umgang mit Krypto-Assets im Falle einer InsolvenzMassnahmen zur Erleichterung der Vermögens-TokenisierungEs sind nun fast drei Jahre vergangen, seit das Schweizer DLT-Gesetz verabschiedet wurde. Welche Schlussfolgerungen können wir bisher ziehen?Der Erfolg der Einführung der Fintech-Lizenz ist umstritten. Es gibt nur eine Handvoll Unternehmen, denen diese Lizenz von der FINMA erteilt wurde. Die Anforderungen sind tendenziell anspruchsvoll, während einige argumentieren, dass Unternehmen, die unter dieser Lizenz operieren, eigentlich zu wenige Vermögenswerte verwalten dürfen. Bisher wirkt die Lizenz immer noch wie ein Experiment, das mit zunehmender Erfahrung verfeinert werden muss, um in Zukunft wettbewerbsfähiger zu werden.Der klare Rahmen für den Umgang mit Krypto-Assets im Insolvenzfall ist aus Kundenschutzsicht äusserst vorteilhaft und bietet schweizerischen Unternehmen einen deutlichen Vorteil gegenüber anderen Gerichtsbarkeiten. Dank dieser Regelung ist in der Schweiz genau festgelegt, unter welchen Umständen digitale Vermögenswerte getrennt betrachtet werden, sowie wie sie im Falle einer Insolvenz separiert und an Kunden ausgezahlt werden.Der dritte Aspekt, die Erleichterung der Tokenisierung, stellt bisher in allen Ländern eine Herausforderung dar. Obwohl die Akzeptanz von tokenisierten Real-World-Assets (RWAs) erheblich hinter den anfänglichen Erwartungen zurückgeblieben ist, erweist sich ein rechtlicher Rahmen als äusserst vorteilhaft. Anders als in den meisten anderen OECD-Gerichtsbarkeiten gibt es in der Schweiz einen eindeutigen Fahrplan, um nahezu jede Art von Vermögenswert an einen Blockchain-basierten Krypto-Token zu koppeln. Einblick in die Tokenisierung Der offizielle, rechtliche Name für diese Blockchain-basierten Vermögenswerte lautet Registerwertrechte oder DLT-Registerwertrechte. Sie stellen digitale Wertpapiere dar, die für den Massentransfer geeignet sind. Dank der Blockchain-Technologie ist kein zentrales Wertpapierdepot für ihren Transfer notwendig. Dies unterscheidet sich deutlich von bestehenden Organisationen wie zentralen Wertpapierdepots.Mehrere Projekte zur Tokenisierung von Anleihen haben sich bereits materialisiert. Bis heute wurden weltweit US-Staatsanleihen im Wert von 1,62 Milliarden US-Dollar auf die Blockchain gebracht. Einer der Akteure, der dies aus der Schweiz heraus tut, ist Backed Finance. Darüber hinaus hat unser Partner Bitcoin Suisse vor Kurzem den Abschluss seiner ersten tokenisierten Anleihe-Emission bekannt gegeben. Diese private Schuldemission wurde nur qualifizierten Investoren zugänglich gemacht und auf einer öffentlichen Blockchain ausgegeben.Abgesehen von Anleihen und einigen ETFs hat die Tokenisierung bisher nur begrenzt Erfolgsgeschichten hervorgebracht. Eine grundlegende Herausforderung bleibt: Technologie allein schafft keine Marktliquidität und damit keine Nachfrage nach solchen Vermögenswerten. Dieses Problem betrifft auch die verschiedenen tokenisierten Aktienangebote in der Schweiz, und das trotz der zuvor erwähnten günstigen rechtlichen Änderungen.Mehrere Schweizer Startups und einige kleinere etablierte Unternehmen haben ihre Aktien bereits tokenisiert (Quelle: tokenmarketcap.ch). Ein liquider Sekundärmarkt für den Handel mit diesen tokenisierten Aktien hat sich jedoch noch nicht entwickelt. Initiativen wie die von BX Swiss sind im Gange, um aber einen robusten Sekundärmarkt für tokenisierte Vermögenswerte zu etablieren, müssen folgende Kriterien erfüllt sein:Definierte und durchgesetzte QualitätsstandardsBereitstellung transparenter, zuverlässiger MarktdatenAnwesenheit von Market MakernEinführung einer tokenisierten sprich Blockchain-basierten Zahlungsmethode wie beispielsweise eines offiziellen StablecoinsDa es keinen Handelsplatz gibt, der all diese Kriterien erfüllt, bleibt das Problem der asymmetrischen Informationen bestehen. Die Qualitätsbewertung ist beeinträchtigt, und Investoren müssen tokenisierte Angebote anhand begrenzter und oft voreingenommener Informationen bewerten. Folglich werden Investitionsentscheidungen von subjektiven Meinungen und Vorlieben angetrieben, anstatt von objektiven Marktdaten, die in Sekundärmärkten aggregiert werden. Diese Ineffizienz bei der Preisfindung verwandelt potenzielle Kapitalgewinne in ein Glücksspiel und verringert letztlich die Liquidität auf diesem Markt.Diese Probleme sind bei Immobilien noch ausgeprägter. Versuche, Immobilienbesitz zu tokenisieren, erweisen sich als schwierig – unter anderem weil das Grundbuch offline bleibt. Um ein Immobilientoken zu übertragen, müssen die Namen der Handelspartner nach wie vor im Grundbuchregister eingetragen werden, was den Prozess ineffizient macht. Indirekte Tokenisierungsmethoden existieren ebenfalls; sie sind jedoch aufgrund der erforderlichen und komplexen rechtlichen Ausgestaltung oft nicht lohnenswert. Die Schweiz bleibt der Blockchain verpflichtet Ist also alles nur düster und trostlos? Keineswegs. Während die wachsende Anzahl von tokenisierten Vermögensprojekten noch den Test der Zeit bestehen muss, haben sich andere Aspekte des Schweizer Regulierungsrahmens, wie die Regeln für den Umgang mit Krypto-Assets im Insolvenzfall, bereits bewährt.Unbestreitbar hat die Schweiz durch ihre Bemühungen erhebliche regulatorische Klarheit für Krypto-Projekte und -Unternehmen geschaffen – vermutlich mehr als irgendwo sonst auf der Welt. Im Wesentlichen hat die Schweiz ein günstiges Sandbox-Umfeld für Fintechs geschaffen, in dem Krypto-Entwickler und Unternehmer die technischen Möglichkeiten der Blockchain-Technologie erkunden, tragfähige Geschäftsmodelle testen und die Marktnachfrage bewerten können.Wichtige Interessengruppen wie der Regulator, aber auch Banken, Vermögensverwalter, Anwaltskanzleien und spezialisierte Dienstleistungsunternehmen unterstützen dieses einzigartige Ökosystem. Wohl einzigartig ist, dass die Schweiz als Staat und Gesellschaft die klare Strategie verfolgt, die Blockchain-Technologie fortwährend zu integrieren. So strebt man danach, sie eines Tages zum Rückgrat der Finanzdienstleistungsbranche zu machen. Diese Integration reicht von Zahlungen über Wertpapierabwicklungen, Interbank-Operationen bis hin zum OTC-Handel. Natürlich hängt diese Vision von der Unterstützung und Akzeptanz anderer Länder ab. Nichtsdestotrotz ist die Schweiz entschlossen, eine Pionierin bei der Einführung und Weiterentwicklung dieser Technologie zu sein. Autor: Pascal Hügli Pascal Hügli, Crypto Investment Manager bei Maerki Baumann und Gründer von Insight DeFi, produziert hochwertige Inhalte zu Bitcoin und Krypto und trägt damit auch zur Entwicklung von Maerki Baumann im Bereich der Blockchain- und Kryptowährungen bei. Als Dozent für digitale Finanzen und Krypto-Assets an der HWZ Hochschule für Wirtschaft Zürich verfügt er über fundiertes Fachwissen auf diesem Gebiet, das er nun auch für die Etablierung unserer neuen Marke «ARCHIP by Maerki Baumann» einbringt.