In der Nacht des 20. Aprils ging das vierte Bitcoin-Halving ohne besondere Vorkommnisse über die Bühne. Dieses Ereignis hat zu einer Halbierung der Angebotsinflation und einer inhärenten Zunahme der Emissionsknappheit geführt.Übersetzt heisst das: Das Bitcoin-Netzwerk produziert aktuell «nur» noch durchschnittlich 450 Bitcoins pro Tag und die Inflation der Krypto-Währung liegt nun bei ungefähr 0,85 %. Damit ist die Inflationsrate des Bitcoin nun erstmals bedeutend geringer als jene von Gold, welche historisch etwa 2,3 % beträgt.Seit dem 20. April befinden wir uns neu in der 5. Bitcoin-Epoche, in der alle 10 Minuten 3,125 Bitcoins gemint werden. Quelle: GlassnodeMit der Durchführung dieses Halvings bei Bitcoin-Block 840’000 waren zu diesem Zeitpunkt exakt 19’687’500 Bitcoins im Umlauf, was 93,75 % des gesamten einmal existierenden Bitcoin-Angebots von 21 Millionen Bitcoin-Einheiten entspricht. Über die nächsten knapp 115 Jahre werden somit «nur» noch 1’312’500 weitere Bitcoins dazukommen.Angebotsemission versus HandelsvolumenUm den angebotsseitigen Effekt des Halvings in Perspektive zu setzen, sollten die frisch geschürften Bitcoins mit dem globalen Gesamthandelsvolumen von Bitcoin verglichen werden. So machen diese Bitcoins einen verschwindend kleinen Anteil des heutigen Transfer-, Spot- oder Derivatevolumens aus und entsprechen aktuell weniger als 0,1 % des gesamten Bitcoin-Handelsvolumens. Futures-HandelsvolumenSpot-HandelsvolumenETF-HandelsvolumenAngebotsemission an die Miner19. April$ 61,5 Milliarden$ 9,3 Milliarden$ 2,4 Milliarden$ 59,4 Millionen20. April Halving-Tag$ 57,7 Milliarden$ 8,6 MilliardenKein Handelstag am Wochenende$ 26,4 Millionen21. April$ 53,7 Milliarden$ 8 MilliardenKein Handelstag am Wochenende$ 28,4 Millionen22. April$ 52 Milliarden$ 7,7 Milliarden$ 2,2 Milliarden$ 31,8 MillionenVergleicht man die verschiedenen Volumina rund um die Halving-Tage, zeigt sich klar: Die Angebotsemission an die Miner macht vergleichsweise einen sehr geringen Anteil aus. Quelle: CheckonchainDer Effekt, welcher ein Bitcoin-Halving auf das verfügbare Bitcoin-Handelsangebot hat, wird mit jedem weiteren Halving abnehmen. Dies deshalb, weil die geschürfte Anzahl Bitcoins abnimmt und auch die Marktkapitalisierung, die Liquidität und das Handelsvolumen innerhalb des Bitcoin-Ökosystems zunehmen dürften. Habe Sie gewusst, warum Bitcoins eigentlich nicht schneller gemint werden können? Vergleicht man den Mining-Prozess mit Gold, so lässt sich derjenige des gelben Edelmetalls ja grundsätzlich beschleunigen. Durch höhere Investitionen in die Goldgewinnung können Goldminen effizienter betrieben und die Goldproduktion gesteigert werden. Die Bitcoin-Angebotskurve verläuft immer gleich. Der Grund ist Bitcoins ausgeklügelter Mining-Algorithmus mit dem etwas sperrigen Namen «Difficulty Adjustment»-Mechanismus. Dieser passt den Schwierigkeitsgrad des Bitcoin-Mining-Prozesses jeweils an die Anzahl Miner an. Beteiligen sich mehr Mining-Geräte am Bitcoin-Mining, erhöht sich der Schwierigkeitsgrad – fallen Mining-Geräte weg, korrigiert sich die Schwierigkeit herunter, sodass ein neuer Bitcoin-Block durchschnittlich alle 10 Minuten gefunden wird. Auswirkungen auf das ÖkosystemDie auffälligste Auswirkung waren die gestiegenen Transaktionsgebühren, die mit dem Halving einhergingen. Damit eine Bitcoin-Transaktion von den Minern im Bitcoin-Netzwerk verarbeitet wird, müssen Nutzende heute eine Gebühr bezahlen. Die Gebühr dient nicht nur der Incentivierung der Miner, sondern auch der Steuerung der in die Bitcoin-Blockchain aufgenommenen Transaktionen. Die Höhe der Gebühr entscheidet darüber, welche Transaktion es in die Blockchain schafft. Dabei ist die Zahlungsbereitschaft der Nutzer ausschlaggebend.Mit dem Halving-Block wurden über 37 Bitcoins an Transaktionsgebühren an einen glücklichen Miner (ViaBTC) bezahlt. Im Vergleich: Noch im Block zuvor, also bei Block 839’999, entsprach die Transaktionsgebühr knapp 1 Bitcoin.Der Bitcoin-Halving-Block enthielt Transaktionsgebühren von insgesamt 37,626 Bitcoins. Ergänzt um die neue Block-Belohnung von 3,125 lagen die Gesamtgebühren bei 40,751 Bitcoins. Quelle: MempoolDer Grund für diesen enormen Unterschied ist folgender: Mit dem Bitcoin-Halving und dem 840’000sten Block wurde ein neuer Token-Standard namens Runes auf Bitcoin lanciert. Dieser macht die Lancierung von fungiblen Tokens auf der Bitcoin-Blockchain möglich, wovon jeder mittels Transaktionsgebühr auf die Blockchain geschrieben werden muss.Auch Tage nach dem Halving blieben die durchschnittlichen Transaktionsgebühren vergleichsweise hoch, ehe sie mit der abkühlenden Runes-Euphorie ebenfalls abnahmen. So wurde der Runes-Token-Standard vor allem anfänglich insbesondere für die Markteinführung verschiedener Bitcoin-basierter Memecoins verwendet – deren Zweck dürfte fast ausschliesslich finanzielle Spekulation sein. Noch ist unklar, ob sich auch Projekte wie Stablecoins als Runes-Token auf Bitcoin etablieren können. Erste Versuche stehen jedenfalls bereits in den Startlöchern.Zu den Einnahmen der MinerUnmittelbare Auswirkungen hat das Bitcoin-Halving schliesslich auf die Miner. Diese sahen einmal mehr vom einen auf den anderen Tag 50 % ihrer Einkünfte wegbrechen. In den Tagen nach dem Halving zeigte sich allerdings ein positives Bild. So konnten die verschiedenen öffentlich gelisteten Bitcoin-Miningaktien wie RIOT, MARA oder auch CLSK in US-Dollar zulegen.Die Erwartung war, dass die Halbierung der Blockbelohnung die Miner unter Druck setzen würde. Unmittelbar nach dem Halving waren die Miner jedoch so profitabel wie schon lange nicht mehr. Zum einen war das dem bereits genannten Runes-Token-Hype geschuldet. Zum anderen hatte sich die Rentabilität der Miner auch verbessert, weil der Bitcoin-Kurs bereits vor dem Bitcoin-Halving ein neues Allzeithoch erreicht hatte und der gestiegene Spotpreis den Einnahmenrückgang im Vergleich zum Jahresanfang abgeschwächt hat.Erst die Preis-Korrektur der letzten Tage dürfte auch die Bitcoin-Miner stärker unter Druck setzen. So ist der sogenannte Hashpreis-Index nun in nur kurzer Zeit auf ein Fünfjahrestief gefallen. Der Begriff des Hashpreises bezieht sich auf den erwarteten Wert von 1 TH/s an Hash-Leistung pro Tag. Damit versucht die Kennzahl anzugeben, wie viel ein Miner von einem bestimmten Einsatz an Hash-Rate verdienen kann.Wenn der Hashpreis sinkt, beeinträchtigt das die Profitabilität der Miner. Bei einem historisch tiefen Hashpreis, wie das aktuell der Fall ist, sind nicht nur viele Bitcoin-Mining-Geräte der alten und mittleren Generation unprofitable, sondern auch einige Maschinen der neuen Generation lohnen sich kaum.Auf Anfang Mai ist der Bitcoin Hashpreis auf ungefähr $ 45'000 pro PH (Peta-Hash) gefallen. Ein Tag nach dem Halving schnellte der Hashpreis noch auf über $ 180'000 pro PH hoch. Quelle: Hashrate IndexSollte der Hashpreis für eine längere Zeit tief bleiben, kann das vor allem zwei Konsequenzen haben: Der Bitcoin-Preis kann weiter unter Druck kommen, weil Bitcoin-Mining-Unternehmen, die um ihre Rentabilität kämpfen, Bitcoin verkaufen, um ihre Kosten zu decken. Gelingt ihnen das nicht, müssen sie ihre Mining-Geräte abschalten. Dadurch würde die Bitcoin-Hashrate – also die gesamthaft für das Bitcoin-Mining aufgewendete Rechenleistung – durch das Protokoll automatisch herunter korrigiert, sodass die verbleibenden Miner wieder profitabler werden. Aufgrund dieses eingebauten Anpassungsmechanismus kann sich das Bitcoin-Protokoll so selbst regulieren und langfristig überleben. Pascal Hügli Pascal Hügli, Crypto Investment Manager bei Maerki Baumann und Gründer von Insight DeFi, produziert hochwertige Inhalte zu Bitcoin und Krypto und trägt damit auch zur Entwicklung von Maerki Baumann im Bereich der Blockchain- und Kryptowährungen bei. Als Dozent für digitale Finanzen und Krypto-Assets an der HWZ Hochschule für Wirtschaft Zürich verfügt er über fundiertes Fachwissen auf diesem Gebiet, das er nun auch für die Etablierung unserer neuen Marke «ARCHIP by Maerki Baumann» einbringt. Wichtige rechtliche Hinweise: Diese Publikation dient ausschliesslich Informations- und Marketingzwecken. Sie stellt keine Anlageberatung oder individuell-konkrete Anlageempfehlung dar. 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