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Krypto-Quartalsrückblick und Aussichten für Bitcoin, Ether & Co. - 2. Quartal 2024

Krypto-Quartalsrückblick und Aussichten für Bitcoin, Ether & Co. - 2. Quartal 2024

Im zweiten Quartal lag der Fokus auf Risikomanagement. Nach einem starken Jahresauftakt befand sich der Bitcoin in einer Konsolidierungsphase. Anders als in früheren Phasen konnten Altcoins nicht überzeugen, weshalb wir unseren Bitcoin- und Ethereum-Positionen treu blieben.

Das zweite Quartal stand klar im Zeichen des Risikomanagements. Nach einem fulminanten ersten Quartal und einem neuen Bitcoin-Allzeithoch legte der Markt eine Verschnaufpause ein. Seit Mitte März konsolidiert sich Bitcoin (BTC) in einer Handelsspanne zwischen USD 73’000 und 60’000.

Anders als in anderen Post-Halving-Phasen in der Vergangenheit, in denen die Altcoins jeweils während der Konsolidierung von Bitcoin zur Outperformance gegenüber BTC ansetzten, blieben die meisten alternativen Kryptos in dieser Phase blass. Als Investment-Team entschieden wir uns daher zu Beginn des zweiten Quartals, vorerst von Umschichtungen in weitere Altcoins abzusehen. Unsere Bitcoin- und Ethereum-Positionen blieben unverändert.

ARCHIP Investment Management: Was ist gelaufen?

Bei ARCHIP sind wir darum bemüht, das Anlageuniversum mit neuen Krypto-Assets auszubauen. Ab dem 1. Juli sind nun die folgenden sechs neuen digitalen Vermögenswerte hinzugekommen:

  • Maker (MKR)
  • Aave (AAVE)
  • Cosmos (ATOM)
  • Synthetix (SNX)
  • Render (RNDR)
  • Shiba Inu (SHIB)

In den kommenden Quartalen werden wir diese Palette weiter ausbauen. Neben der Erweiterung unseres Krypto-Anlageuniversums haben wir eine Partnerschaft mit der Bitcoin Suisse AG geschlossen. Diese Zusammenarbeit mit dem führenden Schweizer Anbieter von Krypto-Finanzdienstleistungen ermöglicht regelmässigen Know-how-Transfer über das «Joint Crypto Advisory Board», das in unseren Anlageprozess integriert ist.

Auch haben wir den «Digital Asset Blue Chip Index» als Benchmark für die von uns aktiv verwalteten Anlagelösungen «Krypto Akzentmodul» und «ARCHIP Crypto Certificate» eingeführt. Dieser Index wurde von Bitcoin Suisse und dem Indexanbieter STOXX, einer Tochtergesellschaft der Deutschen Börse, lanciert.

Blick auf den Markt

In unserem letzten Quartalsbericht mussten wir nach den ersten drei Monaten feststellen, dass die Überperformance von Ether gegenüber Bitcoin nicht anhielt. Nach der Genehmigung der Bitcoin Spot ETFs übernahm Ether die Führung und hatte bis zum 11. März die Nase mit einer in US-Dollar gemessenen Jahresperformance von 72,82 % gegenüber Bitcoin mit 63,20 % vorne.

Während der gesamte Krypto-Markt gegen Ende März ins Wanken geriet und sich Bitcoin daraufhin konsolidierte, verlor Ether weiter an Boden. Der Hauptgrund für die Unterperformance von Ether war, dass der Markt zunehmend die Aussichten auf eine Genehmigung eines Ethereum Spot ETFs auspreiste. Bis zum 14. Mai betrug die Jahresperformance von Ether noch 22,49 %, während Bitcoin zu diesem Zeitpunkt immer noch eine Jahresrendite von 39,33 % aufwies.

Trotz der eher trüben Aussichten hielten wir an Ethereum fest und reduzierten unsere Position nicht. Für uns war offensichtlich, dass Ethereum als zweitgrösstes Krypto-Asset nach Marktkapitalisierung und mit einer weit fortgeschrittenen Marktdurchdringung früher oder später einen ETF erhalten würde. Wir hielten es für zu riskant, Ether im Portfolio zu reduzieren und damit Gefahr zu laufen, bei einer möglichen ETF-Zulassung nicht oder unserem Ermessen nach zu wenig investiert zu sein.

Vergleich Bitcoin vs. Ethereum

Quelle: Messari

Am 19. Mai erreichte den Markt dann die überraschende Nachricht, dass die Ethereum Spot ETFs voraussichtlich genehmigt werden würden. Diese unerwartete Entwicklung wurde sofort eingepreist, sodass Ether in Bezug auf die Performance wieder vor Bitcoin lag. Zum Quartalsende betrug die Rendite von Ether 46,01 % und übertraf damit knapp die 41,94 % von Bitcoin.

(Noch) keine Altcoin Season

Von einer Umschichtung von Bitcoin oder Ethereum zu anderen digitalen Vermögenswerten oder einem Abbau unserer verbleibenden Cash-Position haben wir abgesehen. Trotz positiver Rückenwinde für Ethereum (siehe Ausblick unten) fehlten bisher die klaren Zeichen für eine Altcoin-Rally. Dies signalisiert auch der bekannte «Altcoin Season Index». Laut dem Index vermögen aktuell nur gerade 22 % aller Top-50-Krypto-Assets Bitcoin über die vergangenen 90 Tage in der Preis-Performance zu schlagen.

Altcoin Season

Wenn 75 % der Top-50-Krypto-Assets in den letzten 90 Tagen besser als Bitcoin abgeschnitten haben, ist Altcoin Season (Stand 8. Juli). 
Quelle: Blockchaincenter

Das Problem des aktuellen Altcoin-Marktes ist ein Angebotsüberhang. Viele Altcoins verfügen über einen beachtlichen Anteil, der noch nicht auf dem offenen Markt zirkuliert und erst mit kontinuierlichem Ablaufen von Sperrfristen freigesetzt wird. Je höher dieser Anteil, desto grösser die Angebotsinflation – genau darunter leiden viele Altcoins.

Neben der Inflation bei einzelnen Altcoin-Projekten nimmt auch die Gesamtzahl neuer Projekte stetig zu. Viele dieser Projekte haben ihren Coin oder Token noch nicht einmal lanciert. Diese zunehmende Inflation der «Alts» führt dazu, dass ein überproportional stark wachsendes Token-Segment um vergleichsweise langsamer wachsende Kapitalströme konkurrieren muss.

Generell ist der gesamte Krypto-Markt heute strukturell ein anderer als noch in der Vergangenheit. So spielt der traditionelle Transmissionsmechanismus, wie er aus früheren Bullenmärkten bekannt ist, heute eine weniger bedeutende Rolle. Ein beträchtlicher Teil des Kapitals, das in den Krypto-Markt fliesst, gelangt über ETFs und andere Finanzprodukte in den Markt. In diesen Finanzinstrumenten ist das Kapital gewissermassen «gefangen» und fliesst nach einer Preiserhöhung von Bitcoin nicht wie üblich erst in Ether und dann in andere Altcoins ab.

Ein Blick auf das Modul

Der Blick auf unser Modul verdeutlicht die obigen Beobachtungen. Verliert der Bitcoin, verlieren die Altcoins (inklusive Ethereum) ebenso – wenn nicht noch stärker. In einer Aufwärtsbewegung vermögen die Altcoins (ausser Ethereum) jedoch kaum mit Bitcoin mitzuhalten. Im zweiten Quartal hätte man hauptsächlich auf Ethereum setzen sollen, wenn man in Altcoins investieren wollte, mit Ausnahme einiger exotischer Altcoins wie vereinzelter Memecoins.

Was die Quartalsperformance betrifft, so lag jene von Bitcoin bei -0,55 %, während jene des Krypto-Moduls -0,72 % betrug. Während Bitcoin sowie unser Modul in diesem Zeitraum also praktisch unverändert blieben, verlor der Benchmark -15,56 %.

Modul Benchmark

Übersicht über das Krypto-Modul seit Jahresbeginn. Quelle: Maerki Baumann

Ausblick auf das dritte Quartal 

Aus unserer Sicht befindet sich Bitcoin noch immer in einer mehrmonatigen Konsolidierungsphase. Der rasante Preisanstieg von USD 42’000 auf über 70’000 muss nach wie vor verdaut werden. Die Hauptgründe, weshalb wir auch für das dritte Quartal investiert bleiben möchten, sind unter anderem folgende: 

  • Ethereum Spot ETFs werden bald handelbar sein
  • Die globale Finanzliquidität dürfte wieder anziehen
  • Die Erwartungen bezüglich Zinssenkungen in den USA bleiben realistisch
  • Die US-Wahlen stehen vor der Tür (insbesondere Trump könnte für Krypto-Assets positiv sein)

Ethereum Spot ETFs:

Die Erwartung ist, dass die Ethereum Spot ETFs bis Ende Juli handelbar sein werden. Aktuell wird erwartet, dass sie etwa 15 bis 20 % der Zuflüsse der Bitcoin ETFs verzeichnen könnten. Der Konsens geht auch dahin, dass das Grayscale-Produkt ETHE ähnlich wie Bitcoin anfänglich einen erheblichen Überhang aufweisen könnte.

Nicht ausgeschlossen ist aber, dass die Ethereum Spot ETFs in Sachen Nettozuflüsse überraschen. So könnte die Story zu Ethereum bei traditionellen Investoren nämlich stärker verfangen als jene von Bitcoin. Letzterer wird oft als digitales Gold beschrieben. Bekanntlich halten aber wenige institutionelle Anleger Gold.

Die Marktkapitalisierung von Gold beträgt USD 15,9 Billionen versus USD 56,4 Billionen allein des US-Aktienmarktes.

Ethereum hat da ein überzeugenderes Narrativ. Die öffentliche Blockchain fungiert als Technologieplattform und dient als weltweite Abwicklungsinfrastruktur für neue krypto-basierte Anwendungen für Tokenisierung, Stablecoins und dezentrale Finanzen. Im Bereich der Stablecoins ist zu erkennen, dass Fiat-Währungen auf der Blockchain zunehmend in den Mainstream gelangen. Ethereum bleibt hierbei die führende Blockchain für Stablecoin-Transaktionen.

Ethereum Vergleich

Quelle (Stand 8. Juli): Defillama

Je mehr Anwendungen wie Stablecoins allgemeine Verbreitung finden, desto grösser wird die Nachfrage nach ETH. Dies liegt daran, dass für die Nutzung der Plattform Transaktionsgebühren anfallen. Als neuartiger, wachstumsstarker «Tech-Play» könnte Ether in den Augen traditioneller Investoren somit gut zu Aktien wie Nvidia, Microsoft oder Apple passen. Nettozuflüsse von 15 Milliarden in die Ethereum Spot ETFs innerhalb der ersten 18 Monate sind daher nicht unrealistisch.

Bitcoin versus Ethereum:

Über die vergangenen Wochen hatte Bitcoin verstärkt mit einem Angebotsüberhang zu kämpfen. Im Fall der ehemals grössten Krypto-Börse Mt. Gox hat der Konkursverwalter angekündigt, Rückzahlungen von Bitcoin (und Bitcoin Cash) ab Anfang Juli zu starten. Zum Zeitpunkt dieser Ankündigung befanden sich Bitcoin im Wert von fast USD 9 Milliarden in der Konkursmasse und erste Bewegungen auf der Blockchain wurden bereits ausgeführt. Unklar bleibt, ob die Gläubiger die zurückbezahlten Bitcoin abverkaufen und wenn ja, über welchen Zeitrahmen.

Ebenfalls für Verkaufsdruck gesorgt hat der deutsche Staat – genauer das Bundesland Sachsen. Dieses hatte bis Mitte Juli insgesamt 50’000 konfiszierte BTC im Wert von ungefähr USD 3 Milliarden abverkauft.

Bei Ethereum gibt es aktuell nicht dieselben offensichtlichen Quellen, die für Verkaufsdruck sorgen. Auch hat Ethereum generell nicht den gleichen strukturellen Verkaufsdruck, da Ethereum-Validatoren nicht die gleichen Betriebskosten wie Bitcoin Miner haben, was in der Tendenz weniger Zwangsverkäufe bedeutet. Nichtsdestotrotz soll erwähnt sein, dass Ethereums derzeitige annualisierte Emissionsrate über die vergangenen 30 Tage mit 0,51 % inflationär ist. Im Vergleich dazu liegt Bitcoins annualisierte Inflationsrate bei aktuell 0,85 %.

Fazit

Allgemein gilt aber: Schwächelt der Bitcoin, schwächelt in der aktuellen Konstellation auch der gesamte Markt – dem kann sich auch Ethereum nicht entziehen. Sollte Bitcoin jedoch wieder in eine nachhaltige Aufwärtsphase übergehen, so ist unsere Erwartung, dass sich Ethereum stärker erholt. In Bezug auf die anderen Altcoins glauben verschiedene Marktbeobachter endlich positive Signale zu sehen. So erachten zum Beispiel in der Krypto-Welt bekannte Persönlichkeiten wie ein Dave Portnoy, Gründer von Barstool Sports, Bitcoin als das einzig lohnenswerte Krypto-Asset. Wenn auch solche Anekdoten mit Vorsicht zu geniessen sind, so trifft es zu, dass das Risiko-Ertrags-Verhältnis für hochwertige Altcoins aktuell zunehmend besser wird.

Pascal Hügli

Autor: Pascal Hügli

Pascal Hügli, Crypto Investment Manager bei Maerki Baumann und Gründer von Insight DeFi, produziert hochwertige Inhalte zu Bitcoin und Krypto und trägt damit auch zur Entwicklung von Maerki Baumann im Bereich der Blockchain- und Kryptowährungen bei. Als Dozent für digitale Finanzen und Krypto-Assets an der HWZ Hochschule für Wirtschaft Zürich verfügt er über fundiertes Fachwissen auf diesem Gebiet, das er nun auch für die Etablierung unserer neuen Marke «ARCHIP by Maerki Baumann» einbringt.

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Redaktionsschluss: 19. Juli 2024

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