Die Krypto-Märkte gelten als äusserst volatil, wie der Vergleich der 120-Tage-Volatilität von Bitcoin mit verschiedenen Aktienindizes über die letzten fünf Jahre zeigt (31.3.19 bis 31.3.24): Anlage120-Tage-VolatiliätSMI15MSCI World15S&P 50019Bitcoin55Quelle: BloombergInnerhalb der Krypto-Welt werden Bitcoin und Ether bereits fast als stoische Bluechip-Werte betrachtet. Dies deshalb, weil die Volatilität anderer Krypto-Assets noch viel höher ist. Vergleicht man beispielsweise die 120-Tage-Volatilität von Solana mit derjenigen von Bitcoin seit August 2021, ist diese mit 95 fast doppelt so hoch. Für andere Krypto-Assets aus den Top 100 ist der Unterschied zu Bitcoin oder Ether noch ausgeprägter. Aufgrund dieser höheren Volatilität liegt die Vermutung nahe, dass verschiedene Krypto-Assets daher als sogenannte «Higher Beta»-Trades zu Bitcoin oder Ether dienen können. Dies vor allem dann, wenn diese Beta-Trades von einem stimmigen Narrativ umgeben sind, das entweder gut zu Bitcoin oder aber Ether passt. Was ist ein Beta-Trade? Was aber ist nun genau unter dem Begriff Beta-Trades zu verstehen? Ein Vermögenswert wird dann als Beta-Trade bezeichnet, wenn er im Vergleich zu einem Referenzwert empfindlicher auf Marktbewegungen reagiert. Das heisst: Das Beta ist letztlich eine Kennzahl, welche die Volatilität eines Vermögenswerts im Vergleich zum ausgewählten Vergleichswert misst. Ein Beta grösser als 1 bedeutet, dass der Vermögenswert volatiler ist als der Vergleichswert, während ein Beta kleiner als 1 eine geringere Volatilität gegenüber dem Referenzwert bedeutet. Wenn man also auf Beta-Trades setzt, versucht man von den relativen Bewegungen zwischen dem Vermögenswert und dem Vergleichswert zu profitieren, indem man entweder Long- oder Short-Positionen entsprechend der eigenen Marktprognosen eingehen kann. Praxisbeispiel EthereumIn einer Long-Only-Strategie mit Krypto-Assets wird auf steigende Kurse derselben spekuliert. Eine Möglichkeit besteht darin, auf Beta-Trades zu setzen. Dies sollte man dann tun, wenn erwartet wird, dass diese im Zug eines aktuellen Narrativs besser performen sollten als das zugrunde liegende Referenz-Krypto-Asset. Ein jüngstes Anschauungsbeispiel, um diese These in der Praxis zu testen, boten Ethereum und seine verschiedenen Layer-2s. Am 13. März wurde bei Ethereum das sogenannte Dencun-Upgrade implementiert. Allen voran die Implementierung von EIP-4844 hat es möglich gemacht, dass die Ethereum-Layer-2s günstiger Rollups betreiben können. Bei Rollups handelt es sich um eine Methode, Transaktionen zu komprimieren und diese als komprimierte Dateien auf der Ethereum-Blockchain abzusichern. Bisher gelten Rollups kurz- bis mittelfristig (möglicherweise auch langfristig) als die einzige praktikable Skalierungslösung für Ethereum. Dass das Dencun-Update erfolgreich war, lässt sich an den Transaktionsgebühren unterschiedlicher Layer-2s nach dem 13. März ablesen (siehe Grafik unten). Für diesen Artikel liegt unser Hauptinteresse jedoch auf der Preisentwicklung der Tokens verschiedener Layer-2-Lösungen im Vergleich zu Ether bis zum Zeitpunkt der Implementierung des Updates.Quelle: Dune AnalyticsSo war es die allgemeine Markterwartung, dass die Tokens von Layer-2s wie Polygon (MATIC), Optimism (OP), Arbitrum (ARB), Skale (SKL) oder Metis (METIS) Ethereum als «Higher Beta Plays» bis zur eigentlichen Einführung von EIP-4844 outperformen würden1. Glaubte man dem Markt im Vorfeld zum Dencun-Upgrade, so hätten die Preise von Layer-2s am stärksten von diesem Narrativ profitieren müssen. Ebenfalls hätten andere Ethereum-Ökosystem-Projekte wie Lido (LDO, Ethereums prominenteste Liquid-Staking-Lösung) oder Ethereum Name Service (ENS, das dezentrale Identitätsprotokoll auf Ethereum) profitieren müssen. Doch haben sie das auch?Ein Blick auf die ZahlenUm diese Frage zu beantworten, haben wir vom Investment Management bei Maerki Baumann uns den Zeitraum vom 10. Januar bis zum 13. März für den Performance-Vergleich ausgesucht. Der Grund für diese Wahl ist wie folgt: Mit der Genehmigung der Bitcoin-Spot-ETFs in den USA am 10. Januar 2024 schien die allgemeine Stimmung von Bitcoin auf Ethereum zu wechseln und die Krypto-Community mit dem bevorstehenden Dencun-Update am 13. März ein neues Zielnarrativ gefunden zu haben. Die Performance der einzelnen Krypto-Assets in US-Dollar gemessen für die ausgewählte Periode zeigt die unten stehende Tabelle.BereichKrypto-AssetPerformance in USD (10.1.-13.3.) Ethereum (ETH)55,03 %Layer-2Polygon (MATIC)41,30 %Layer-2Optimism (OP)12,51 %Layer-2Arbitrum (ARB)-4,94 %Layer-2Skale (SKL)18,81 %Layer-2Metis (METIS)37,27 %StakingLido (LDO)-9,39 %Web3Ethereum Name Service (ENS)46,08 %Quelle: MessariWie ersichtlich ist, haben sich die vermeintlichen Beta-Trades nicht als solche herausgestellt. Von unserer Auswahl hat Ether mit 55,04 % am besten abgeschnitten. Mit Ether am ehesten Schritt zu halten vermochten ENS mit 46,08 % und Polygon mit 41,30 %. Bei ENS handelt es sich jedoch nicht um einen Layer-2 und dieser hätte vom Narrativ her somit eigentlich am wenigsten passen dürfen.Unter den Layer-2s hat Arbitrum mit einer negativen Performance von -4,94 % am meisten enttäuscht. Diese Layer-2s haben Ether nicht nur stark underperformt, sie hatten auch einen grösseren maximalen Einbruch (Maximal Drawdown) sowie eine längere Erholungszeit von diesem maximalen Einbruch (Time to Recovery) zu verzeichnen. Diese beiden Messgrössen sind wichtig und müssen für einen Vermögenswert jeweils in Relation zu dessen Performance betrachtet werden. Krypto-AssetPerformance in USD (10.1.-13.3.)Maximaler EinbruchErholungszeit vom maximalen EinbruchEthereum (ETH)55,03 %-14,20 %18 TagePolygon (MATIC)41,30 %-19,38 %24 TageOptimism (OP)12,51 %-28,18 %27 TageArbitrum (ARB)-4,94 %-24,25 %Noch nicht erholtSkale (SKL)18,81 %-31,76 %38 TageMetis (METIS)37,27 %-25,28 %20 TageLido (LDO)-9,39 %-29,54 %Noch nicht erholtEthereum Name Service (ENS)46,08 %-6,27 %1 TagQuelle: MessariSchlussfolgerung und AussichtDie verschiedenen Ethereum-Beta-Trades haben sich im US-Dollar-Preis also nicht besser entwickelt als Ethereum. Von allen betrachteten Vermögenswerten hat Ether die beste Preisperformance hingelegt. Gleichzeitig verzeichnete ETH den zweitgeringsten maximalen Einbruch (-14,20 %) und hatte zudem die zweitgeringste Erholungszeit von diesem Einbruch (18 Tage). Nur ENS hatte mit 6,27 % einen geringeren maximalen Einbruch und eine wesentlich schnellere Erholungszeit (1 Tag). Eine Beta-Trade-Strategie mit Ethereum-Layer-2s wäre demnach wenig erfolgreich gewesen.Eine interessante Einsicht ist auch, dass Krypto-Bluechips wie Bitcoin und Ether nicht nur bei den Einbrüchen stabiler sind, sondern auch in den Erholungsphasen zu den besten Krypto-Assets gehören. Bei Maerki Baumann geht es uns letztlich auch darum, das Krypto-Modul trotz der hohen Volatilität der Krypto-Assets möglichst stabil zu halten.Was bedeutet das für den Krypto-Anleger?Spannend zu beobachten ist, dass sich ein ähnliches Narrativ derzeit auch bei Bitcoin abspielt. Bis vor kurzem galt Bitcoin auf dem Basis-Layer (Bitcoin-Blockchain) als lediglich begrenzt skalier- und programmierbar. Dies hatte sich mit dem Taproot-Upgrade von 2021 geändert. Taproot ermöglichte das Ordinals-Protokoll, mit dem Bitcoin-NFTs und BRC-20-Token erschaffen werden können. Mit dem Bitcoin-Halving am 20. April wurde eine aktualisierte Version des Ordinals-Protokolls namens Runes auf Bitcoin in Betrieb genommen.Weitere Fortschritte sind im Bereich der Bitcoin-Layer-2s zu beobachten. So konzentrierten sich 40 % aller Bitcoin-Entwickler 2023 auf Bitcoin-Layer-2s, um so das Skalierungspotenzial von Bitcoin zu steigern. Schauen wir uns nun die Zeitperiode vom 10. Januar bis zum 20. April (Zeitpunkt des Bitcoin-Halvings) an, ist die Wette auf die Bitcoin-Beta-Trades im Vergleich zu den Ethereum-Beta-Trades eher aufgegangen. Dies vielleicht auch deshalb, weil es im Vergleich zum Ethereum-Ökosystem weniger Investment-Kandidaten gibt und das Narrativ rund um das Bitcoin-Ökosystem derzeit allgemein stärker verfängt.Wenig erfolgreich war ORDI – ein Token, der als Repräsentant für Ordinals-Entwicklung gesehen werden kann. Dessen Preisperformance in US-Dollar war mit -30,28 % einiges schlechter als diejenige von Bitcoin. Die bevorstehende Einführung des Runes-Standards mit dem Halving-Block (840’000-Bitcoin-Block) könnte im Ordinals-Bereich allerdings wieder für etwas Schwung sorgen. Besser gelaufen ist der Coin des Layer-2-Protokolls Stacks (STX). Zwischenzeitlich (Ende März) verzeichnet STX mit 98 % eine fast doppelt so hohe Preisperformance wie Bitcoin. Betrachtet man den fast doppelt so hohen maximalen Einbruch (bei nahezu gleicher Erholungszeit), so erscheint ein Investment in Stacks im Vergleich zu Bitcoin im Nachhinein jedoch nicht zwingend als Selbstläufer. Die Performance von Stacks dürfte vor allem auch dem Ende April bevorstehenden Nakamoto-Upgrade – die Implementierung erfolgt über den Zeitraum vom 15. bis 29. April – geschuldet sein. Damit kommt es bei Stacks zu technischen Verbesserungen und einer stärkeren Anbindung an die Bitcoin-Blockchain.Rückblickend ein hervorragender Beta-Play war Bitcoin-Cash. Seit der Lancierung der Bitcoin-ETFs hat BCH mit 102,47 % eine deutlich bessere Performance als BTC zu verzeichnen. Zudem ist der maximale Einbruch mit -9,92 % um fast die Hälfte weniger stark ausgefallen und die Erholungszeit mit 19 Tagen fast gleich. Die Überperformance dürfte auf das bereits erfolgte Halving zurückzuführen sein, das historisch gesehen einige Wochen vor dem Bitcoin-Halving stattfindet.BereichKrypto-AssetPerformance (10.1.-20.4.)Maximaler EinbruchErholungszeit vom maximalen Einbruch Bitcoin (BTC)39,28 %-15,30 %18 TageOrdinalsOrdinals (ORDI)-30,28 %-36,68 %Noch nicht erholtLayer-2Stacks (STX)47,25 %-27,96 %20 TageBitcoin ForkBitcoin Cash (BCH)102,47 %-9,92 %20 Tage 1 Alternative Layer-2-Skalierungslösungen wie Zora, StarkNet, zkSync oder Base wurden nicht berücksichtigt, da diese entweder noch über keinen Token verfügen oder dieser erst gerade lanciert wurde. Pascal Hügli Pascal Hügli, Crypto Investment Manager bei Maerki Baumann und Gründer von Insight DeFi, produziert hochwertige Inhalte zu Bitcoin und Krypto und trägt damit auch zur Entwicklung von Maerki Baumann im Bereich der Blockchain- und Kryptowährungen bei. Als Dozent für digitale Finanzen und Krypto-Assets an der HWZ Hochschule für Wirtschaft Zürich verfügt er über fundiertes Fachwissen auf diesem Gebiet, das er nun auch für die Etablierung unserer neuen Marke «ARCHIP by Maerki Baumann» einbringt. Wichtige rechtliche Hinweise: Diese Publikation dient ausschliesslich Informations- und Marketingzwecken. Sie stellt keine Anlageberatung oder individuell-konkrete Anlageempfehlung dar. Sie ist kein Verkaufsprospekt und enthält weder eine Aufforderung noch ein Angebot oder eine Empfehlung zum Erwerb oder Verkauf von Anlageinstrumenten, Anlagedienstleistungen oder zur Vornahme sonstiger Transaktionen. Maerki Baumann & Co. 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