Kryptowährungen als Chance in unsicheren Zeiten? Donald Trump hat mit seiner Zollpolitik für globale Spannungen gesorgt - und Anleger weltweit in Alarmbereitschaft versetzt. Während die klassischen Märkte unter Druck geraten, stellt sich für viele Schweizer Anlegerinnen und Anleger die Frage: Können Kryptoassets wie Bitcoin von der veränderten Weltwirtschaftslage profitieren - oder droht auch hier ein Rückschlag? Ein Blick zurück – und nach vornAm 2. April 2025 hat Präsident Trump den sogenannten «Tag der Befreiung» (Liberation Day) ausgerufen und umfassende Zollerhöhungen angekündigt:Basistarif: Ein allgemeiner Einfuhrzoll von 10 % auf alle Importe in die USAChina: Ein kombinierter Zollsatz von insgesamt 104 % auf chinesische ProdukteEuropäische Union: Ein zusätzlicher Zoll von 20 % auf EU-ImporteDiese Massnahmen traten schliesslich am 9. April 2025 in Kraft und führten zu unmittelbaren Reaktionen der betroffenen Länder. Insbesondere China kündigte sogenannte Vergeltungszölle (retaliation tariffs) an, was die Situation in diesem Handelskrieg weiter verschärfte.Die Reaktionen der Märkte sind weltweit spürbarDie Ankündigung der Zollerhöhungen hatte erhebliche Auswirkungen auf die globalen Finanzmärkte: Der S&P 500 fiel kurzfristig unter die historische Marke von 5'000 Punkten, der Nasdaq Composite verlor quasi über Nacht über 11 % und der SPI verlor innerhalb einer Woche fast 13 %. Selbst traditionelle US-Staatsanleihen, die in solchen Situationen üblicherweise als Absicherung dienen, korrigierten mit den Aktien.Nur wenige Stunden nach Inkrafttreten der neuen US-Zölle kündigte Präsident Trump jedoch eine 90-tägige Aussetzung der Zollerhöhungen an - mit Ausnahme von China. Während die meisten Länder nur mit einem Basiszoll von 10 % auf Importe konfrontiert werden, sind die Zölle auf chinesische Waren auf 125 % angehoben worden. Die überraschende Zollpause sorgte für eine spürbare Erleichterung an den Aktienmärkten. Dennoch bleibt das Risiko einer weiteren handelspolitischen Eskalation bestehen, so dass der mittelfristige Marktausblick von anhaltender Unsicherheit geprägt bleibt.Auch Bitcoin unter DruckVon diesen Marktturbulenzen waren auch digitale Vermögenswerte betroffen. Insbesondere am Wochenende nach den Zollankündigungen korrigierte der Bitcoin (BTC) zwischenzeitlich auf rund USD 74'750. Ethereum (ETH) und andere Altcoins erlitten noch höhere prozentuale Verluste im zweistelligen Bereich. Im Vergleich zu anderen Anlageklassen hat sich BTC bisher bemerkenswert gut gehalten. Seit der Ankündigung der Zölle am 2. April hat der Bitcoin gegenüber dem US-Dollar um mehr als 1,6 % zugelegt (Stand 16. April). Die meisten anderen grossen Aktienindizes, ob in den USA, Europa oder China, konnten ihre Verluste bisher nicht wettmachen. Lediglich Gold notiert mit 5,7 % noch stärker im Plus.Quelle: Tradingview.comWas bedeutet die Zollpolitik für Kryptowährungen?Natürlich hat die Zollpolitik auch mittel- und langfristige Auswirkungen auf digitale Vermögenswerte. Hier steht insbesondere die Entwicklung der US-Inflationszahlen im Vordergrund. Nimmt der Inflationsdruck durch die zollpolitisch bedingten Preissteigerungen zu, dürften die Kurse von Kryptoassets als Risikoanlagen bei anhaltender Inflation unter Druck geraten.Über die tatsächlichen Auswirkungen der neuen Zölle auf die Inflation sind sich die Experten nach wie vor uneinig. Während sich die einen auf die viel zitierte Umfrage der Universität Michigan berufen, wonach die Verbraucher eine steigende Inflation erwarten, rechnen die Investmentanalysten der US-Grossbank Goldman Sachs mit einem deutlichen Inflationsanstieg.Quelle: Goldman SachsDie andere Seite verweist auf einen Inflationsindikator, dem auch die US-Notenbank besondere Aufmerksamkeit schenkt: den so genannten «5-year Forward Inflation Breakeven Rate». Dieser signalisiert das Gegenteil - nämlich sinkende Inflationserwartungen.Quelle: Bianco ResearchSollte es nicht zu einem spürbaren Inflationsanstieg kommen, sondern die Wirtschaft aufgrund der gestiegenen Unsicherheiten in eine Rezession abgleiten, dürfte dies Gegenwind für risikobehaftete Anlagen - und damit auch für digitale Vermögenswerte - bedeuten.Auch beim Thema Rezession gehen die Einschätzungen weiter auseinander. Die Wahrscheinlichkeit einer Rezession in den USA wird nach wie vor auf etwa 50:50 geschätzt. Analysten der Investmentgesellschaft PIMCO gehen davon aus, dass sich mit jeder Erhöhung des durchschnittlichen effektiven Zollsatzes um einen Prozentpunkt das US-Wirtschaftswachstum um etwa 0,1 Prozentpunkte verringert.Handelskrieg als Chance?Der Handelskrieg könnte aber auch eine Chance für digitale Vermögenswerte wie Bitcoin sein. Die USA weisen seit Jahren ein Handelsbilanzdefizit auf - sie importieren also mehr als sie exportieren. Doch dieses Defizit hat eine Kehrseite: Es geht mit einem ebenso grossen Kapitalüberschuss einher. Die Einnahmen, die die Exportnationen aus dem Handel mit den USA erzielen, werden häufig auf dem US-Finanzmarkt reinvestiert. Dieser war deshalb über Jahrzehnte besonders attraktiv und erfolgreich - er diente gewissermassen als globales Sparvehikel.Da es das erklärte Ziel der US-Regierung ist, das US-Handelsdefizit deutlich zu reduzieren, hätte dies auch Auswirkungen auf die Kapitalströme. Weniger US-Importe bedeuten auch weniger Geld, das von anderen Ländern in US-Vermögenswerte investiert wird. Der Kapitalüberschuss würde schrumpfen und damit auch die zentrale Rolle des US-Finanzmarktes als Anlagemagnet. In diesem Szenario stellt sich die Frage: Wohin fliesst die globale Ersparnis?Quelle: Tradingview.comEine mögliche Antwort könnte Bitcoin liefern. Als neutrale, grenzüberschreitende und knappe digitale Anlageform bietet er sich potenziell als neues internationales Spar- und Anlageinstrument an. Es zeichnet sich ab, dass immer mehr Unternehmen den Bitcoin als neues Sparinstrument entdecken. Mit insgesamt 95’431 neu gekauften BTC im ersten Quartal dieses Jahres verzeichneten Bitcoin-Treasury-Unternehmen die bisher höchste Quartalsnachfrage. Fazit: Risiko ja – aber auch Chancen Die neue Zollpolitik von Donald Trump verändert die Rahmenbedingungen der Weltwirtschaft - mit Auswirkungen, die auch Schweizer Anlegerinnen und Anleger betreffen. Eine klare Abkoppelung der Kryptowährungen von den klassischen Märkten ist zwar noch nicht erkennbar, erste Verschiebungen im Anlegerverhalten sind aber zu beobachten.Sollte es zu einer Inflationswelle oder einer spürbaren US-Rezession kommen, dürfte dies kurzfristig auch digitale Vermögenswerte belasten. Gleichzeitig zeigen sich in geopolitisch angespannten Phasen gewisse Vorteile - vor allem beim Bitcoin: Ohne Abhängigkeit von Cashflows reagiert er weniger direkt auf wirtschaftliche Schwankungen. Für Altcoins gilt dies nur eingeschränkt.Insgesamt bleibt der Kryptomarkt volatil - bietet aber Perspektiven für diejenigen, die ihr Portfolio bewusst ergänzen und sich langfristig aufstellen wollen. Autor: Pascal HügliPascal Hügli, Crypto Investment Manager bei Maerki Baumann und Gründer von Insight DeFi, produziert hochwertige Inhalte zu Bitcoin und Krypto und trägt damit auch zur Entwicklung von Maerki Baumann im Bereich der Blockchain- und Kryptowährungen bei. Als Dozent für digitale Finanzen und Krypto-Assets an der HWZ Hochschule für Wirtschaft Zürich verfügt er über fundiertes Fachwissen auf diesem Gebiet, das er nun auch für die Etablierung unserer Marke «ARCHIP by Maerki Baumann» einbringt. Wichtige rechtliche HinweiseWICHTIGE RECHTLICHE HINWEISE: Diese Publikation dient ausschliesslich Informations- und Marketingzwecken. Sie stellt keine Anlageberatung oder individuell-konkrete Anlageempfehlung dar. Sie ist kein Verkaufsprospekt und enthält weder eine Aufforderung noch ein Angebot oder eine Empfehlung zum Erwerb oder Verkauf von Anlageinstrumenten, Anlagedienstleistungen oder zur Vornahme sonstiger Transaktionen. Maerki Baumann & Co. AG erbringt keine Rechts- oder Steuerberatung und empfiehlt dem Anleger, bezüglich der Eignung von solchen Anlagen eine unabhängige Rechts- oder Steuerberatung einzuholen, da die steuerliche Behandlung von den persönlichen Verhältnissen des Kunden abhängt und stetigen Änderungen unterworfen sein kann. 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